BOXERSHORTS UND BODENHAFTUNG MUSIK: DER “SCHLAGERPINZ” UND SEINE BAND WERDEN IN DEUTSCHLAND IMMER BEKANNTER

Vor knapp zwei Jahren hatte der „Schlagerprinz“ seinen allerersten Auftritt in Würzburg. Seitdem ist viel geschehen. Ein Gespräch über ungewohnte Autogrammstunden, verblüffende Begegnungen, fliegende Boxershorts und große Dankbarkeit. Der Wind pfeift über den Tauberbischofsheimer Laurentiusberg an jenem frostigen Januarabend, an dem sich die FN zum zweiten Mal seit Band-Bestehen mit dem „Schlagerprinz“ zum Gespräch treffen.
Im kalten Neonlicht des Proberaums ist vom quietschbunten Paillettenglamour, der die Truppe sonst umgibt, nichts zu spüren. Alle tragen warme Anoraks. Band-Chef Sven Schwab dreht erstmal die Heizung auf. Schnell sind wir beim Thema. Sebastian Kelhetter liegt eines besonders am Herzen: „Bitte schreiben Sie in den Text, dass wir den Leuten, die unsere Konzerte besuchen, unheimlich dankbar sind. Ohne sie wäre das alles gar nicht möglich.“ Die Band kann es selbst kaum fassen, was in der Zwischenzeit so alles passierte, wo sie mittlerweile auftrat, wen sie kennenlernte.
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DER SCHLAGERPRINZ & BAND

Knapp 3000 Leute bei der „XXLSchlagerparty“ in Streutal bei Mellrichstadt, 2000 beim Brauereifest in Bayreuth, stets 600 bei den Gigs in der „Homebase“, der Posthalle in Würzburg. Die Musiker schwärmen von „Begegnungen auf Augenhöhe“ mit Stars wie Michael Holm, Ross Anthony, Beatrice Egli und Guildo Horn. Als absoluter Fan der Band hat sich Reality-TV-Darsteller Hubert Fella in seinen sozialen Netzwerken bekannt. Auf Instagram notierte er fünf Gründe, wieso man sich den „Schlagerprinz“ unbedingt anschauen sollte. Unter anderem schreibt er: „Die Band bietet eine einzigartige Bühnenshow mit viel Liebe zum Detail. Ihre Performance ist einfach mitreißend.“
Der wichtigste Mann der Band hört bei unserem Gespräch im Studio erst einmal nur zu. „Das ist typisch für Manu“, sagen die anderen. Frontmann und Sänger Manuel „Manu“ Both hält sich wie immer erst mal zurück, lässt die anderen reden und nickt, wenn sie von Demut und Dankbarkeit sprechen. Sven Schwab erinnert sich, wie sich in der Coronazeit sein Traum intensivierte, eine niveauvolle Schlagerband zu gründen: „Als Sänger schwebte mir dabei immer Manu vor. Ich ahnte, dass das genau sein Ding sein könnte.“ Wenn Sebastian Kelhetter heute sagt, dass die Band vor allem auch wegen Manu so gut funktioniert, dass er die Leute von der ersten Nummer an mitnehme, ist dem das eher peinlich: „Mit Lob komme ich nur ganz schwer klar. Ich mach’ mein Ding, aber das ist nichts Besonderes. Jedes Bandmitglied ist genauso wichtig wie ich.“ Den Erfolg haben wohl alle neun Beteiligten noch nicht so ganz realisiert. Doch er ist ihnen nicht in den Schoß gefallen. Schließlich wollen sie nicht als Klamaukgruppe abgestempelt werden und tun alles dafür, damit das nie passiert. Steve sagt: „Bezogen auf die Qualität unserer Auftritte sind wir auf einem Niveau, auf dem sich keiner von uns zuvor befand. Jeder spielte bereits in anderen Bands, doch das hier ist etwas ganz Anderes und sehr Anspruchsvolles.“ Sebastian Kelhetter ergänzt: „Wenn etwas leicht aussieht, steckt oft viel dahinter. Wir haben Lieder mit sieben, acht Tonartwechseln im Repertoire. Das ist nicht ganz ohne. Dennoch wollen wir nie unsere Leichtigkeit verlieren.“
Die Band hat Hits wie „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ oder „Ein Bett im Kornfeld“ genauso im Programm wie „Am Tag, als Conny Kramer starb“ und „Über sieben Brücken“, das Ende Dezember im Ostseebad Boltenhagen besonders gefeiert wurde. Dorthin fuhren sie mit einem Nightliner, denn am Abend zuvor spielte der „Schlagerprinz“ noch in Würzburg. Mit dem Tourbus durch die Lande zu kurven, das war auch eine völlig neue Erfahrung für die neun Freunde. Und noch ein paar andere, bis dato noch nie da gewesene Erlebnisse kamen 2023 hinzu. Zum Beispiel wird Manuel Both mittlerweile auf der Straße erkannt: „Vor unserer Show in Düsseldorf lief ich dort durch die Stadt. Auf einmal kam eine Mädelsgruppe auf mich zu, und eine von ihnen sagte: ,Du bist doch der Schlagerprinz‘. Ich dachte erst, die nehmen mich auf den Arm. Als sie dann noch hinzufügten, dass sie aus Hamburg stammen, war ich richtig baff, denn dort haben wir noch nie gespielt.“ „Extreme“ Erfahrungen Genauso extrem waren die Erfahrungen in Mellrichstadt, wo sich die Band im Beisein von Bürgermeister Michael Kraus ins Goldene Buch der Stadt eintragen durfte: „Nach der Show kamen Securityleute und baten uns, mit zur Autogrammstunde zu kommen. Sie bahnten uns einen Weg durch die Menge. An unserem Fanshop standen ganz viele Leute und warteten auf uns. Das war so unfassbar für uns alle.“
Sven Schwab ergänzt: „Dass Leute Bilder mit uns haben wollten, kannten wir bisher nicht. Und es war so lustig, wie sich die Menschen an Burkard Schäffner und mir vorbeidrückten, um ein Foto mit Manuel zu bekommen, einem der bescheidensten, zurückhaltendsten und damit untypischsten Sänger überhaupt. Die Bühnenfigur und der private Manuel seien zwei Personen, findet Sebastian Kelhetter. Manu Both, der Michael Holms „Mendocino“ genauso toll findet wie sein Vater, lacht und meint: „Wenn ich ,…und es war Sommer’ singe, kann es schon mal sein, dass ich dabei einer Frau tief in die Augen schaue. Das gehört einfach dazu. Auf der Bühne bin ich der ,Schlagerprinz‘, da bin ich für alle da.“ Im Gespräch mit den FN verrät er auch sein Rezept, wenn er mal den Text vergessen hat. „Erst jetzt passierte mir das wieder in Boltenhagen bei ,Ein Bett im Kornfeld’. Das hab’ ich bestimmt schon tausendmal gesungen, aber plötzlich war eine Strophe weg.“ Und was macht er dann? „Beim Keyboarder liegen immer die Texte. Ich tänzele dann zu ihm nach hinten. Die Band weiß dann schon bescheid und macht mir Platz.“
Fliegende BHs sind für die Band nichts Neues, doch die schwarzen Boxershorts, die im Dezember in der Würzburger Posthalle auf der Bühne landeten, waren doch noch mal eine andere Erfahrung. „Ich hob sie auf, wirbelte sie ein bisschen herum, und auf der Fahrt nach Boltenhagen hängten wir sie im Bus auf“, berichtet Manu Both und alle lachen. „Wenn wir auf der Bühne stehen, vergessen wir alles andere um uns herum. Und so geht es den Leuten eben auch“, meint André Ditzenbach. Stephan „Steve“ Hohnerlein findet: „Wir alle, die Band und das Publikum als ,zehnter Mann’, brechen aus der Realität aus. Wir schlüpfen in andere Rollen und sind jemand anderes. Wenn wir aber nach der Show wieder normale Klamotten tragen, interessiert sich keiner mehr für uns. Nur Manuel wird auch dann immer noch erkannt.“ „Anständig und nett“ Wichtig ist der Band, „anständig und nett“ zu sein. „Wir verhalten uns nicht wie Idioten, sondern räumen beispielsweise auch hinter uns auf oder bringen der Security mal einen Kaffee. Den Sicherheitsleuten hatte noch nie zuvor ein Künstler einen Kaffee gebracht, sagten sie uns’“, erzählt Steve und meint nach einer kurzen Pause: „Wir sind auch keine Künstler. Wir sind ja nur aus Tauber.“ Natürlich könnten die Freunde noch häufiger mit dem Nightliner touren, doch jeder hat auch einen Job und Familie. „Außerdem“, sagt Gabriel Bauer, „hatten wir damals, als wir die Band zusammenstellten, ja auch nicht vor, 120-mal im Jahr zu spielen. Wir sind einfach Freunde, die Musik machen und Spaß haben, an dem, was sie tun.“ Steve findet: „Das vergangene Jahr ist besser gelaufen, als wir es uns je erträumt haben. Aber nur, weil wir einmal mit dem Tourbus durch die Gegend gefahren sind, verlieren wir nicht gleich die Bodenhaftung. Nach unserem riesen Erfolg in Mellrichstadt mussten wir am Montag alle wieder arbeiten. Das erdet ungemein.“

Von Sabine Holroyd Fränkische Nachrichten Tauberbischofsheim.

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